Kleiner Eintakt-Endverstärker 3,5W @ 8 Ohm

Von einem Musikliebhaber, der gerne selbst kleinere Audioschaltungen und Lautsprecher aufbaut und auch im DIY- und AAA-Forum tätig ist, wurde mir dieser kleine Eintakt-Endverstärker ans Herz gelegt. Nach seiner Aussage, würde das "Ding" an hochohmigen und wirkungsgradstarken Lautsprechern prima klingen.

 

Da die Schaltung recht einfach und ein Aufbau somit schnell machbar ist, beschloss ich dieses kleine Verstärkerchen auf einer Lochraster-Platine auf-zubauen. Ein passender Kühlkörper war in der "Bastelkiste" auch schnell gefunden, so dass der Aufbau recht problemlos innerhalb weniger Stunden vollzogen war.

 

An der Originalschaltung (Schaltung 6), habe ich jedoch noch einige kleinere Modifikationen vorgenommen.

So habe ich andere Transistoren verwendet, einfach weil ich diese vorrätig hatte, bemerkte jedoch beim Test recht schnell, dass der Kleinleistungs-Transistor "Q2" viel zu heiß wurde. Also habe ich diesen gegen einen Medium-Power-Transistor im TO126-Gehäuse ersetzt.

Auch der Widerstand "R6" wurde recht warm, weshalb ich ihn gegen einen 1Watt-Typ tauschte.

Der Basisspannungsteiler von "Q1" wurde von mir ebenfalls anders dimensio-niert, damit am Endstufen-Ausgang die Hälfte der Betriebsspannung ansteht und somit eine symmetrische Aussteuerung gewährleistet ist.

Am Ein- und Ausgang wurden noch zwei Widerstände nach Masse geschaltet, damit die Elkos spannungsmäßig nicht in der Luft hängen, wenn der Verstärker nicht mit einer Signalquelle, bzw. einem Lautsprecher beschaltet ist.

Nach diesen Modifikationen lief der Verstärker erst einmal zufriedenstellend.

 

Allerdings bemerkte ich, nachdem ein Eingangssignal angelegt wurde und der Verstärker ohne Last lief, also im Leerlauf ohne angeschlossene Lautsprecher, auf dem Oszilloskop noch ein wildes, hochfrequentes Schwingen am Ausgang. Da stimmte also mit der Gegenkopplung noch irgend etwas nicht. Nachdem ich einen 470p Kondensators parallel zum 1k Gegenkopplungswiderstand geschaltet hatte, war Ruhe im Karton und der Verstärker arbeitete stabil und sauber, so dass es nun ans Probehören gehen konnte. Die Verstärkung reduzierte ich abschließend noch auf den Wert 10 (20dB) durch Erhöhung des Widerstandes "R5" auf 100 Ohm, um auf die gleiche Verstärkung wie die
SE-Verstärker zu kommen. Dies erleichterte einen Vergleichstest sehr, weil somit die Lautstärke nicht ständig angepasst werden musste.

Als Spannungsquelle verwendete ich der Einfachheit halber ein preiswertes 24V/3,2A Schaltnetzteil von Mean Well, welches ich auf eine Spannung von
25 Volt justierte. Mit diesem Schaltnetzteil gab es keinerlei Probleme, der Verstärker brummte nicht und Rauschen, Zirpen oder Sirren war definitiv auch kein Thema. Der Verstärker arbeitete mit den Modifikationen und dem Netzteil absolut korrekt und problemlos.

 

Als Schallwandler verwendete ich die Regallautsprecher Klipsch RP-160M.

Bei der Klipsch handelt sich um einen relativ preiswerten 8 Ohm Lautsprecher, der trotz der eher geringen Abmaße über einen hohen Wirkungsgrad verfügt und somit auch gut mit Kleinleistungs-Verstärkern harmoniert.

 

Angeschlossen an die Klipsch und einer halben Stunde Warmlaufzeit startete ich dann den Hörtest.
Sehr schnell bemerkte ich, dass die Hochtonauflösung nicht sonderlich aus-geprägt war. Feine Beckenanschläge waren zwar durchaus gut hörbar, aber die Ausschwingvorgänge gingen doch arg unter. Das gleiche bei Klavier-anschlägen, auch hier war das Ausschwingen der Klaviersaiten nur in Ansätzen hörbar.
Die Stimmwiedergabe war soweit OK, aber es baute sich kein Raum um die Sängerin, bzw. den Sänger auf. Die Stimme löste sich nicht von den Laut-sprechern und klang relativ flach, sowie ohne Volumen.
Cassandra Wilsons Stimme verlor über den kleinen Verstärker, z.B. bei dem Stück "Blue light til' dawn" aus dem gleichnamigen Album, fast ihre ganze "erotische" Ausstrahlung. Ihre durchaus dunkel timbrierte Stimme hatte keinen Raum und "klebte" regelrecht an den Lautsprechern, sie klang irgendwie recht leblos.
Auch bei Kari Bremnes' Stück "A lover in Berlin", welches mit recht viel Hall aufgenommen ist und dadurch eine gewisse Räumlichkeit und Aura "vorgaukelt", war die Stimmwiedergabe recht eingeengt und löste sich nicht vom Lautsprecher.
Bei Instrumentalstücken war dieser Mangel nicht so stark ausgeprägt. Dort konnte der Mitteltonbereich durchaus punkten, wenn auch z.B. Gitarren teil-weise schon leicht anders klangen als über einen Vergleichsverstärker - in diesem Fall der SE 60. Aber man konnte sich durchaus daran gewöhnen, die Wiedergabe war nicht störend anders.
Der Bassbereich war durchaus OK. Klar, absolut brutalen Tiefbass gab es nicht, aber der kleine Verstärker schlug sich doch recht wacker.
Bei Al Di Meolas Instrumentalstück "The embrace", vom Album "Kiss my axe", eine brutal dynamische Aufnahme mit aberwitzigen Bassparts, merkte man schon, dass da unten herum einiges fehlte. Aber das Stück zu hören machte trotzdem Spaß. Hier halfen bestimmt auch die Klipsch-Lautsprecher mit, die bei diesem Stück loslegten als gäbe es kein Morgen mehr.

Also als Fazit kann man festhalten, dass der kleine Eintakt Endverstärker durchaus brauchbar ist, insbesondere gemessen am geringen Bauteilaufwand und den überschaubaren Kosten, aber der Überflieger ist er leider auch nicht. Die fehlende Räumlichkeit ist doch ein recht ausgeprägter Mangel. Das Musikgeschehen spielte sich hauptsächlich vorne ab, es fehlte praktisch die komplette "Illusion" der räumlichen Tiefe.

 

Vielleicht spielt er aber an noch wirkungsgradstärkeren und hochohmigeren Lautsprechern als den kleinen Klipsch besser, oder eventuell war auch das Schaltnetzteil ein, bzw. der limitierende Faktor.

Auch mag ein "shunten" der Ein- und Ausgangselkos mit hochwertigen Folien-kondensatoren noch einiges bringen. Das mag alles durchaus noch klangliche Vorteile nach sich ziehen. Ich kann das jedoch abschließend nicht beurteilen, da weitere Tests dahingehend von mir nicht mehr unternommen wurden.

 

Also komplett abschreiben würde ich diesen kleinen Amp nicht ... er mag durchaus noch einiges Potential haben.

 

 

 

Unten noch vier Bilder meines provisorischen Lochrasterplatinen-Aufbaus.

Schaltplan kl. Eintakt-Endverstärker.pdf
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letzte Änderung

- 23.01.2024 -

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